My other blog about bike related DIY Projects :

Sonntag, 1. April 2012

Gegen Mittag brechen wir dann wirklich auf, und können uns über die unerwartete Asphaltstraße freuen. Wir treffen heute wieder auf jede Menge
Kinder, die gewöhnlich aus allen Richtungen angelaufen kommen.







"Wir verkaufen nur den ganzen Kübel!"


Die Marillen waren eine gute Investition, das nächste Obst gibt es erst wieder in Kirgistan.


Ein dummer Zwischenfall soll mir heute die Abendgestaltung deutlich verändern:

Da ich nicht sehr gerne schwer unterwegs bin habe ich sämtliche Bücher inkl. Reiseführer für die 3 Monate auf einem Ebookreader gespeichert. Dort befinden sich auch sämtliche Karten mit denen ich mich in Zentralasien orientieren kann. (das GPS als Backup wurde ja schon verloren) Ausgedruckt wären auch diese Karten sehr schwer gewesen. Bei einer Zwischenabfahrt gibt es noch den letzten Asphalt und fahre anschließend mit hoher
Geschwindigkeit aufs die Wellblechpiste. Dabei springt der Klickfix-Verschluss der Lenkertasche auf und die Lenkertasche fällt auf den Boden vor das Fahrrad und wird sofort von beiden Rädern überrollt. Alles andere in der Tasche ist heilgeblieben, nur das Display des Ebookreaders ist
zersprungen. Jetzt habe ich Abends nichts zu tun und fahre deshalb meist länger in den Abend hinein.



Ich bin nicht gerade glücklich darüber.



Etwas frustriert bin ich schon, die Zorkulroute werde ich noch finden, aber zurück nach Murgab wird es nicht so leicht werden. Immerhin habe ich ja noch meinen Kompass, und ich kann auch Martins Karte abfotografieren, auch wenn das kein Vergleich zu den Russenkarten ist. Für die kleinen Strecken werde ich ab jetzt in den Internetcafes die Bildschirme abfotografieren.

Die Landschaft und das perfekte Wetter lassen den Vorfall aber schnell vergessen und ich kann mich daran trösten, dass jetzt 230 Gramm weniger Gepäck dabei ist.


Später kommt uns ein Bursche auf dem Fahrrad entgegen. Wir sollen mit ihm ein Rennen fahren. Ich nehme die Herausforderung an und sprinte mit
einem leichten Gang davon. Da es bergauf geht bin ich trotz Gepäck durch die Gangschaltung im Vorteil. Gerade als ich darüber nachdenke den
Burschen gewinnen zu lassen, wird es flacher und er kann ordentlich Kraft aufbauen und rauscht triumphierend an mir vorbei.

Am frühen Abend werden wir von einem 23 Jährigen Mann angehalten, er spricht gut Englisch und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir nehmen die
Einladung an und folgen ihm auf kleinen Pfaden zu dem Haus seiner Familie. Es ist gut, dass wir seine die Einladung angenommen haben: Er hat von seiner Mutter, die uns Stunden zuvor im Bus überholt hat, erfahren, dass Radfahrer auf dem Weg sind. Deshalb hat er extra seine Zeit in der
Nähe der Straße verbracht um auf uns zu warten.


Das Haus in dem er mit seinen Eltern wohnt ist ein richtiges Pamirihaus. Von außen erkennt man das nur durch die Fensterkuppel. Pamirihäuser
bestehen aus einem Holzgerüst welches von 4 Holzsäulen, die quadratisch im Raum stehen, getragen wird. Traditionell gibt es immer nur einen Raum, in dem sämtliche Familienmitglieder schlafen. Es gibt abgesehen von einem Schrank keine Möbel, alles wird auf den Plattformen im Raum gemacht. Es gibt einen Holzofen, der in eine der Plattformen so integriert ist, dass man im Winter auf der warmen Stelle sitzen und schlafen kann. In diesem Haus gibt es auch Nebenräume, die vom Familiennachwuchs künftig bewohnt werden. Im Winter zieht die ganze Familie in einen der kleineren Räume um Heizkosten zu sparen.




Pamirihaus mit Aga Khan Bild


Die ganze Familie

Da unser junger Gastgeber sehr gut Englisch spricht, kann er uns viel von seinem Leben und der Familie berichten. Er hat ein abgeschlossenes
Jurastudium und studiert für 2 Jahre lang Englisch. Danach hat er eine fixe Stelle als Lehrkraft in der Universität. Da Lehrpersonal in
Tadschikistan gerade sehr gefragt ist, muss er auch keinen 2 jährigen Militärdienst leisten. Seine Eltern sind Getreidebauern und Schafhirten. Die Familie hat einige Schafherden in den Bergen, die immer wieder besucht werden müssen. Von den Frauen bekommen wir Essen serviert, aber nur die Männer essen mit uns. Es gibt Nudeln mit Dill und Schafsfett. Ich bin schon sehr froh, dass es kein Fleisch dazu gibt. Nach dem Essen wird kurz ferngesehen, die derzeitige Lieblingssendung ist Fashion TV, die vom tadschikischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Dabei wird offenbar einfach der Sender Fashion TV durchgeschaltet. Die Männer geben offen zu, dass sie Sendung wegen der attraktiven Europäischen Frauen schauen. Die Frauen haben inzwischen Verwandte aus dem Ort zu uns eingeladen. Der Cousin des Gastgebers ist professioneller Musiker der für 1000 Dollar auf Hochzeiten
auftritt. Er baut sein Keyboard auf, und zeigt dass er wirklich Talent hat. Bei manchen Liedern singt er selbst mit, bei anderen wird er von der Flöte begleitet. Die Männer und Frauen beginnen zu tanzen und es wird wirklich ein toller Abend.





So herzlich wir aufgenommen wurden, so werden wir nach dem Frühstück auch verabschiedet.
Wir stecken dem Familienoberhaupt noch etwas Geld als Dank zu, welches zwar höflichkeitshalber abgelehnt, aber dann doch dankend angenommen wir



Abschied vorm Haus

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen