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Freitag, 30. März 2012



Pamirlodge


Die Lodge hat Zimmer, Verandaschlafplätze und die Möglichkeit Zelte aufzubauen. Ich entscheide mich natürlich für letzteres. Es sind recht viele Reisende zugegen, mehr als die Hälfte davon sind Radfahrer. Jeder scheint sich hier vom Durchfall zu erholen. Ich bleibe wie durch ein Wunder die kompletten 3 Monate davon verschont. Am nächsten Tag lege ich eine Zwangsruhetag ein, es gilt die Genehmigung für den Zorkul Nationalpark zu
beschaffen. Diese bekommt man ja angeblich bei der META Organisation im Park. (Stimmt nicht mehr, siehe Radreise Wiki)
Der erste Schritt ist also den Park zu finden. Der erste Park den ich finde ist es nicht, und als ich mich durchfrage deuten die Menschen immer in die selbe Richtung, so dass ich schließlich wieder in der Nähe der Pamirlodge bin. Offenbar wird man automatisch dorthin geschickt, wenn man als Fremder am Fahrrad in Korogh etwas fragt.

Ich fahre noch eine Runde durch die Stadt und sehe durch Zufall, dass sich der Park im Zentrum zwischen einigen Hausreihen versteckt. Die Meta, oder war es PECTA? ist ein Mittelding aus Reisebüro und Touristeninformation, und ich bekomme dort mitgeteilt, dass sie diese Permits nicht mehr ausstellen dürfen, sondern ich müsse direkt zur Behörde gehen. Es gibt noch eine Wegbeschreibung, und das Stichwort nach dem man sich durchfragen soll. "Leeszhooc" Im Radreise Wiki habe ich eine Wegbeschreibung hinterlassen.
Die Behörde wird tatsächlich von mir gefunden, wobei ich den schlechtest möglichen Fußweg dafür nehme. Es ist dort eine schlimme Gegend,
zertrümmerte Häuser, viele Spritzen am Boden, man kann die Behörde aber auch super über die Hauptstraße erreichen.



Hier bekommt man die Permits für alle Pamir Nationalparks.



Das Haus ist gefunden, das war der leichte Teil:

Es ist 1 Uhr Mittag, und in dem gesamten Haus ist kein einziger Mensch zugegen. Ich setze mich auf die Stufen und warte. Nach 1/2 Stunde kommen zwei Männer in meinem Alter und nehmen mich erst mal mit in ihr Büro. Ich könnte bei ihnen warten, die Beamten seien alle in der Mittagspause. Sie sprechen halbwegs englisch, und ihr Büro auf halbwegs westlichen Standard. Allerdings sind sie offenbar eine komplett andere Abteilung, und auch in Containern hinter dem Haupthaus untergebracht. Ich habe den verdacht, dass hier Umweltförderungen von außerhalb angekommen sind.

Ich frage sie, wie viel mich das Permit kosten würde. 469 Som lautet die Antwort. Irgendwie unglaublich, etwa 100 Dollar sind das umgerechnet. Ich Hoffe, dass das eher ein Missverständnis ist, und die beiden mich nicht abzocken zu probieren. Ich überlege ob ich erklären soll, dass ich nicht auf Marcopoloschafe schießen will, sondern nur zum Radfahren dort bin. Jedoch verlasse ich das Gebäude um herzhaft in den neuen sauren Apfel zu
beißen und mir das Geld in der Stadt zu wechseln. Natürlich habe ich vor den Betrag nicht zu zahlen, aber wenn es nicht anders geht ist mir der Zorkul das Geld wert.



500 Som


12 Kilometer, 2 Liter Wasser und 50 Höhenmeter später stehe ich wieder vor dem Amtsgebäude. Diesmal warte ich gleich auf der Treppe. Langsam
trudeln die Mitarbeiter von der Mittagspause ein.

Ein weiterer Juniorbeamter lädt mich in sein Büro ein. Es tut ihm leid, aber keiner der 3 Beamten die für den Zorkul zuständig sind, wird heute noch auftauchen.
Er könne mir die Genehmigung nicht ausstellen, da er die Formulare nicht habe. Er probiert zwar in die Zorkulabteilung (Die gibt es wirklich)
einzubrechen, indem er die Bilderrahmen am Gang nach Schlüsseln absucht, aber ohne Erfolg. Als Trostpreis will er mir noch eine Genehmigung für den Pamir Nationalpark mitgeben, aber dort will ich nicht hin. Ich solle morgen um 8 Uhr wiederkommen, dann bekomme ich bestimmt das Permit.

Etwas enttäuscht besuche ich den Basar, wo ich nach Proviant für den Pamir Ausschau halte. Ich entdecke jedoch heute nur frisch frittierte
Teigtaschen mit faschiertem Fleisch für mich.

Außerdem wird ein Dollar in eine riesige Wassermelone investiert, die ich direkt vom Lastwagen kaufe. Ein Melonenexperte wie ich prüft natürlich die Melone mit der Klopfmethode. Obwohl ich keinen Zusammenhang zwischen dem Klopfgeräusch und der Qualität ausmachen kann, bekommt man vom
Händler meist ein besseres Exemplar, wenn man beim Klopfen leicht das Gesicht verzieht.

In einem Laden finde ich noch einige Trockenfrüchte und leistbare Pistazien. Mit dieser Beute geht es zur Lodge zurück. Mit Martin und dem
Niederländer Paul vereinbare ich, am nächsten Tag Richtung Ishkashim aufzubrechen.

Aber zunächst muss ich immer noch mein Permit organisieren. Um 8 Uhr bietet sich mir dasselbe traurige Bild vom Vortag, ein komplett leeres
Amtsgebäude, nur diesmal verschlossen. Um halb neun trudeln die ersten Mitarbeiter ein. Ich werde diesmal wieder herzlich aufgenommen und in eine andere Amtstube mitgenommen. Der Rechner wird hochgefahren, und die marode Sovietkochplatte zum Teekochen angesteckt. Die verdrillten Kontakte zum Stecker glühen so hell, dass es in den Augen blendet. Einige der jungen Beamten können recht gut Englisch und so kann ich mich ganz gut
unterhalten. An der Wand hängt ein Original der Sovietmilitärkarten die frei im Internet verfügbar sind, und auch auf meinen Ebookreader geladen sind. Eine Beamtin erzählt mir, dass sie mit einer Gruppe zu Fuß den Zorkul Nationalpark durchquert hat. Ich kann mich auch gleich versichern, dass es überall genug Wasser gibt. Allerdings stimmt das für den Pamir nach dem Zorkul Richtung Murgab nicht mehr. Nachdem ich eine 3/4 Stunde lang die Beamten beim Nichtstun beobachtet habe, gibt es endlich die Nachricht, dass die Zorkulbeamtin eingetroffen ist. Mit einer Dolmetscherin an meiner Seite ist es sehr einfach das Permit zu bekommen. Ich werde nur nach dem Pass gefragt und muss einen fixen Zeitraum angeben. Ich
beantrage 3 Tage, da ich nicht sicher bin, wie viele ich bekommen kann und bekomme noch einen dazu geschenkt. Abschließend zahle ich 50 Som also etwa 10 Dollar. Auf dem Permit ist eine genaue Preisliste als Korruptionsprävention aufgedruckt, eigentlich müsste ich etwas mehr als 50 Som
zahlen.

Natürlich bin ich hocherfreut, dass ich so wenig gezahlt habe, immerhin hätte es bei der META 50 Dollar gekostet, nur damit ein Bote hier
vorbeischaut. Jedoch habe ich jetzt viel zu viele Som in der Geldtasche. Hoffentlich werden die Kirgistan eingetauscht.



Korogh an der Flussmündung, der richtige Ort ist im Tal. - Endlich ist die Luft klar!

Mit toller Laune geht es jetzt nochmals zum Basar um Milchpulver und Haferflocken für den Pamir zu kaufen.

Diese Güter bekommt man übrigens in der Markthalle. Dort gibt es eine geschäftstüchtige Händlerin, die genau weis was die Radfahrer einkaufen
wollen. Sie zeigt mir sofort die Haferflocken, Grieß, Milchpulver und Snickers. Auch RC Cola scheinen die Reisenden oft bei ihr zu kaufen - ein geniales Getränk übrigens. Das Milchpulver scheint aus China zu stammen und schmeckt mir anfangs ziemlich lecker. Zu Mittag bin ich wieder zurück in der Pamirlodge und es kann losgehen. Martin ist schon am Vormittag gemütlich vorrausgefahren und ich fahre mit Paul hinterher.

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