My other blog about bike related DIY Projects :

Dienstag, 27. März 2012


Erste Bachquerung - Das Wasser vor dem Abfüllen kosten, hier ist es leicht salzig


Jetzt muss ich wieder einmal einen Zeltplatz zu finden. Durch das heftige Terrain gibt es aber nicht viele Möglichkeiten. Als ich am Rand eines Dorfes vorbeikomme erblickt mich ein Bursche im späten Volksschulalter. Er sprintet bemerkenswert schnell den steilen Hang zu mir hinunter. Er wirkt dabei fast so als hätte er Angst, ich würde vorbei sein, bevor er die Straße erreicht.
Er macht mir deutlich, dass ich ihm folgen soll, er zeigt mir eine Stelle wo ich mein Zelt aufstellen kann. Wie gut dass ich dieses Vokabel heute gelernt habe. Er hilft kräftig mit, indem er mich anschiebt.

Im Dorf gesellen sich andere Jungen dazu, und ich muss fast nicht mehr treten.
Sie machen ein Gartentor auf und meinen hier sei es perfekt. Jetzt muss ich erst einmal überlegen, ob die Besitzer des Gartens auch von der
Gastfreundschaft der Dorfjugend wissen. Aber es gibt offenbar derzeit keine Erwachsenen im Dorf. Erst später trudeln sie mit den Ziegenherden ein. Da ist das Zelt mit Unterstützung der Kinder schon aufgebaut, zur Belohnung darf mit meinem Fahrrad gefahren werden. Einige der Männer kommen
vorbei, reden etwas mit mir und meinen natürlich, dass es in Ordnung ist. Niemand von Ihnen scheint hier zu wohnen, jedoch holen sie immer wieder Dinge aus dem Schuppen.

Mir wird langsam klar, dass das Haus so etwas wie ein Gemeindehaus oder Schule ist, da keine Landwirtschaft vorhanden ist. Außerdem ist die Bank neben meinem Zelt eine Art Treffpunkt.








Jetzt bin ich in der Situation, dass ich zwar nichts mehr zu tun habe, aber die Augen der Kinder immer noch auf mich gerichtet sind. Also fange ich zu kochen an, was ja mit dem Benzinkocher auch nicht unspektakulär ist. Jetzt kommt endlich der Besitzer des Hauses vorbei. Er schickt die Kinder weg, die uns augenblicklich verlassen. Ich bin ziemlich von seiner Autorität beeindruckt. Auch die Männer scheinen viel Respekt vor ihm zu haben. Ich halte ihn entweder für einen Geistlichen oder Lehrer. Auf einmal stehen alle Männer auf und gehen auf den Dorfweg. Ich sehe ich etwa 12
Soldaten recht eilig auf uns zumarschieren. Da in dieser Region schon einiges vorgekommen ist, beobachte ich natürlich gespannt was nun passiert. Die Soldaten werden freundlich von den Dorfbewohnern begrüßt, dem Oberhaupt wird natürlich zuerst die Hand gegeben. Dann sehe ich den Grund für die Eile, die Wasserquelle neben dem Grundstück. Erst wenig später entdecken sie mich. Der kleinste von ihnen, ihr Kommandant begrüßt mich
ebenfalls herzlich, und spricht selbst für europäische Maßstäbe sehr gut Englisch.

Erst ist er entsetzt, dass ich alleine in so ein gefährliches Land reise und auch kein Russisch spreche. Er etwa gleich alt wie ich, und seit 2 Jahren Offizier. Nachdem ich ihm gezeigt habe, dass ich kein Greenhorn bin, und auf alle Eventualitäten vorbereitet bin, scheint er sich etwas zu entspannen. Er meint aber, Tadschikistan sei sehr gefährlich, aber hauptsächlich weil man bei einem Unfall sehr schlechte
Evakuierungsmöglichkeiten habe. Ich spreche Ihn darauf an, ob es Kriminalität gegen Ausländer gebe, aber er meint so etwas würde in Tadschikistan nicht vorkommen. Da er ziemlich ehrlich ist glaube ich ihm das auch. Er meint der Militärdienst sei in etwa wie bezahltes Gefängnis und seine
Mission sei relativ unnötig. Der permanente Auftrag seiner Truppe ist es auf die Berge zu steigen und dort zu patrollieren. Auf die Frage, ob er in den Bergen Menschen treffe antwortet er, dass er irgendwann schon mal jemanden getroffen habe. Das wichtigste sei aber viel mit den Menschen in den Dörfern zu reden, damit sie wissen, dass es Soldaten in den Bergen gibt. Der Offizier scheint recht intelligent, auf Fragen die er nicht
beantworten darf, weicht er sehr geschickt aus. Ich bekomme beispielsweise nicht aus ihm heraus, mit welchen Fahrzeugen die Soldaten unterwegs sind. Interessant finde ich, dass er selbst gerne Reisen unternimmt, meist mit dem Bus nach Pakistan, Afghanistan, Indien oder Usbekistan.

Die Soldaten werden in dem Gebäude neben meinen Zelt untergebracht und sind bei Tagesanbruch schon in die Berge unterwegs.



Versorgungsbrücken in die Dörfer auf der anderen Talseite


Immer noch mit staubiger Luft geht es dem Tal entlang weiter. Diese Region scheint mir ziemlich schlecht entwickelt zu sein. Die Hütten werden ärmer und es gibt viele Entwicklungshilfestationen in den Dörfern. Es scheinen recht viele Menschen den wenigen Boden zu bewirtschaften. Nach
einigen Stunden komme ich zur markanten 90 Grad Kehre des Flusses und auch zum Checkpoint. Dieser Checkpoint ist für mich nur dadurch zu erkennen, dass ein Soldat raus stürmt und mir nachschreit stehen zu bleiben. Ich hatte zwar die Checkpointtafel gesehen, aber nicht gedacht, das diese Hütte schon der Checkpoint ist. Trotzdem ist auch hier niemand unfreundlich. Der Polizist deutet auf die Namen im Buch und meint, dass auch das Radfahrer gewesen seien. Diesmal ist das Personal mehr am Fahrrad interessiert, besonders die faltbare Isomatte wird intensiv begutachtet. Es gibt noch eine genaue Angabe, wo ich zu Pass abzweigen muss, die wirklich auf den Kilometer genau stimmt.



20 Kilometer sind es noch bis ich den Fluss verlassen werde und endlich zum Pass ansteigen kann. Unterwegs treffe ich noch eine neuseeländische Radfahrerin, die erste von 43 Radfahrern die ich noch in Zentralasien sehen werde. Sie wirkt ziemlich ausgehungert, und freut sich schon sehr auf etwas Besseres zu essen in Duschanbe. Der Pamir Highway führt jetzt kurz durch ein Geröllfeld, dass erst durch die Unwetter vor 2 Jahren
entstanden ist. Hier ist die schlechteste Stelle auf der Strecke, die Straße ist nur mehr so breit wie ein Feldweg und viel unebener. Unglaublich dass hier fast sämtliche LKWs durchfahren, die Waren aus China importieren.

Der Fluss wird überquert, und bei einer Rast das Hinterrad ziemlich stark nachzentriert. Irgendwie schade, jetzt habe ich mir extra für so eine Tour ein mit Tensiometer eingespeichtes Hinterrad gekauft, und jetzt schon ist die Speichenspannung komplett unregelmäßig. Ein Schlag bleibt, erst in Kasachstan wird mir langweilig genug sein, auch das noch zu beseitigen.

Knapp nach der Flussüberquerung gibt es noch einen Checkpoint. Zur Verabschiedung drückt mir der Polizist mit seinen großen Händen kräftig die Hand, was ich noch fester erwidere. Er ist begeistert, dass ich auch so große Hände habe, und wir halten eine Runde Armdrücken ab. Da ich zuerst mit meiner schwachen Hand gewinne habe ich den Verdacht, dass er mich die erste Runde gewinnen hat lassen.


Ein Dorf später winkt mich eine Gasthausbesitzerin so freundlich zu sich, dass ich spontan beschließe einzukehren. Ich finde heraus, dass Suppe keine Vorspeise ist, und bestelle "fried meat". Die Wirtin hat nämlich eine handgeschriebene Übersetzungsliste zur Hand. Erst gibt es Tee, dann kommt das Brot und schließlich gekochte Ziegenteile mit Salz und Zwiebeln. Irgendwie habe ich nicht mitgedacht, dass es so etwas sein könnte.
Ziegenfleisch bekomme ich in Europa ja schon nicht herunter, und jetzt das. Ich bin höflich kaue, schlucke, würge und stelle mir vor das es jetzt 3 Wochen lang bestimmt kein Fleisch mehr geben wird, und das ich es genießen soll. Irgendwie geht es dann schon, aber die Niere lasse ich übrig. Das restliche Brot packe ich ein, das bekommt man nämlich kaum in den Geschäften zu kaufen. Ich verabschiede mich von den Damen, und darf ein
Abschiedsfoto machen. Trinkgeld ist unbekannt, der zusätzliche Som wird sofort erkannt, und mir mit Unverständnis zurückgegeben.



Erst gibt es Tee...




...dann gekochtes Schaffleisch (man beachte die Niere)...



...und zum Schluss noch ein Abschiedsfoto der Gasthauscrew.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen