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Donnerstag, 12. April 2012

Der Morgen beginnt wieder sonnig, und mit einer Querfeldeinpartie zum Fluss um ordentlich Wasser aufzunehmen. Es soll die letzte Gelegenheit bis zum Abend sein, um an Wasser zu kommen. Jetzt muss ich das erste Mal auf der Reise wirklich ein wenig navigieren. Aber mit Kompass findet man
mangels vieler Pisten ganz gut den Weg.





Es ist wirklich alles so bunt


Vom Osten schaut eine sehr dunkle Regenwolke her und ich rüste mich für Regen um. Hier gibt es keine Möglichkeit sich irgendwo unterzustellen, also muss ich da durch. Es soll aber kein Regen sein:
Erst fällt die Temperatur von 20 auf 0 Grad, und es beginnt zu schneien. Es schneit recht heftig und einiges bleibt liegen. Ich kämpfe mich
weiter, und bin etwas froh, dass ich mir nur kalt und nicht nass wird. Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei, und ich rühre Pulvermilch mit Keksen zum Frühstück an. Ich habe noch keinen Löffel zu mir genommen, als der Wind wieder stärker wird, und in Sekunden eine Wolke über den nahen
Bergrücken geblasen wird.








Nicht viel Zeit für gute Fotos




Es beginnt wieder zu schneien, diesmal allerdings mit sehr starken Wind. Ich trage jetzt sämtliche Kleidungsstücke die ich mitgenommen habe. In Europa könnte ich mit meiner Ausrüstung im Winter damit ganz normal fahren, aber hier wird mir durch den beißenden Sturm so kalt, dass ich es
nicht mehr aushalte, und deshalb beginne das Zelt aufzubauen. Da jeder Schritt im Zeltaufbau perfekt sitzt und genügend Steine herumliegen gelingt mir das auch. Immerhin lenkt der Zeltaufbau von der Kälte gut ab. Hoffentlich reißt mir bei dem Wind nicht die Zeltstange. Alles ist fertig und im Daunenschlafsack löffle ich den aufgeweichten eiskalten Keks-Milchbrei. Kaum bin ich fertig, scheint schon wieder die Sonne, und alle Wolken sind wieder weit weg.


Mein rettender Unterstand für 5 Minuten


Der Weg zwischen den Bergen sieht zuerst wie ein Pass aus, jedoch gibt es keine Abfahrt, sondern ein weiteres Plateau. Hier überholt mich noch das einzige Auto auf diesem Weg, und es geht durch tolle Felsformationen in Richtung Murgab. Immer wieder treffe ich auf ausgetrocknete Seen, die offenbar auch im Sommer Wasser haben können.





Die Hörner werden offenbar von Hirten gefunden und am Straßenrand abgelegt.






Jetzt stimmt die Karte nicht mehr mit der Landschaft überein, zumindest meiner Meinung nach. Ich wähle bei einer Abzweigung den optisch besseren Weg der mich auf einen 4400er Pass bringt, dessen Abfahrt nun wirklich nicht mehr in die Richtung zeigt in die ich eigentlich möchte. Aber ich bin mutig und neugierig wohin mich dieser unbekannte Weg führen wird. Ein anderes Ziel als Murgab gibt es hier sowieso nicht.



Wohin wird dieser Weg führen?


Nach einer sehr langen Abfahrt mit mehreren Richtungsänderungen befinde ich mich in einem richtig breiten Wüstental. Hätte mich jemand blind
hierher geführt und mir erzählt, dies wäre das Death Valley in Nevada, ich hätte es durchaus geglaubt.



Dahin gelangt man


Gibt es hier Wasser?




Auf jeden Fall ist es sehr beeindruckend und ich hätte nicht erwartet, dass ich nach dem Ende der Passabfahrt auf einmal in so einer Wüste bin. Ich spekuliere darüber, ob es hier einen Fluss geben könnte. Optisch deutet nichts darauf hin, und das Wasser geht langsam aus. Jedoch sehe ich in der Ferne eine Straße. Als ich darauf einige LKWs ausmachen kann, wird mir klar, dass dies die Hauptverbindung nach China sein muss. Nach einer halben Ewigkeit ist die andere Seite des Tals erreicht, und der Fluss gefunden. Die Straße ist auf der anderen Seite, aber wegen einem Bergwerk auf meiner Seite gibt es eine Brücke über den Fluss.





Die Straße ist schlicht enorm: Breit wie eine Schnellstraße und aus frisch angeschütteten Schotter. Die LKWs werden offenbar blockweise an der Grenze abgefertigt und passieren mich im Minutentakt. Die LKWs samt Fahrer stammen aus China und fahren zu den Frachtterminals in der Nähe von Murgab oder Korogh, um die Waren zu übergehen. Die Straße wurde offenbar von China gebaut, um den eigenen LKWs die Strecke zu vereinfachen. In einer Flusskehre finde ich einen tollen Übernachtungsplatz und kann mal meine Kleidung waschen. Über Nacht wird sie durch den Wind und die
trockene Luft tatsächlich trocken. Allerdings fängt es am Morgen gleich zu regnen an, und ich kann in Ruhe mein Handy zerlegen das schon seit
einer Woche keine Funktion mehr hat. Ich komme zum Schluss, dass jetzt das dritte Elektrogerät defekt ist. Um 10 Uhr geht es endlich Richtung
Murgab, wo ich vor allen Benzin kaufen will. Einkaufen muss ich wegen den Vorräten nicht viel, außerdem habe ich sowieso umgerechnet nur mehr 3 Euro übrig.




Ein kleiner Ort vor Murgab, das Wetter kann einen auch auf diese Art motivieren


Murgab


In Murgab wundere ich mich erst mal über die Größe, ich hatte mir eher ein Dorf vorgestellt, nach der langen Einsamkeit wirkt es eher wie eine kleine Stadt.

Ein paar Engländer geben mir einen Tipp für ein Internetcafe, offenbar auch das einzige hier. Die Tankstelle hat kein Bezin, was ich durchaus
frustrierend finde. Martin hat mir in Langar zwar noch etwas Spiritus überlassen, jedoch muss ich feststellen, dass mein Kocher nichts damit
anfangen kann. Am Basar kaufe ich noch etwas Gemüse und Eier ein. Eine Tankstelle am Ende von Murgab rettet mir dann doch noch den Tag. Ein
kleines Mädchen, maximal 5 Jahre alt bedient mich. Abgesehen, dass sie den schweren Zapfhahn kaum heben kann, stellt sie sich recht gut dabei an. Umgerechnet 1 Euro bleibt mir noch, mal sehen was ich mir in Karakul dafür kaufen kann.





Jetzt fahre ich wieder auf dem richtigen Pamir Highway. Eine Abzweigung zu einem Fluss beschert mir den ersten windgeschützten Platz seit langer Zeit. Ich koche noch Nudeln mit Gemüse und bin frustriert wie lange man in dieser Höhe das Gemüse kochen muss. Ich bin froh heute nicht in der Ebene zu zelten, wieder gibt es ein nächtliches Gewitter und diesmal spüre ich die elektrostatische Ladung sehr deutlich, indem mir alle Haare zu Berge stehen.


Am nächsten Tag will ich den Ak-Batail Pass erreichen. An diesem Tag ist der Pamir zwar recht nett, aber ich bin von den letzten Tagen tolleres gewohnt. Die heutige Etappe zieht sich gewaltig.


In der Nacht hat es auf den Bergen frisch geschneit.



Am späteren Nachmittag biegt die Straße in ein engeres Tal ab, aber von der Passhöhe ist noch keine Spur.
Es ist ziemlich kalt und zweimal fängt es kurz an zu schneien. Das Problem ist, dass man in dieser Landschaft nirgends wirklich rasten kann, da einen der Wind sofort auskühlt. Heute merke ich das erste Mal richtig die Höhe, ich bin unfit und habe ordentliches Kopfweh. Zwei Ibuprofen
Tabletten helfen da auch nicht. Von wegen, man soll absteigen wenn Ibuprofen gegen den Höhenkopfschmerz nicht hilft. Um den nicht so tollen Tag abzurunden reißt mir zum zweiten Mal die Kette. Gegen Abend kann ich dann endlich die Passstraße auf den Pass erkennen. Kurz vorher gibt es noch einen geschützten Schlafplatz in einem Seitental. 4400 Meter bin ich hoch, also nicht schlecht um mich über Nacht an die Höhe zu gewöhnen.

In der Früh hat es 0 Grad, und ich habe den Fehler gemacht nur leicht bekleidet zu schlafen. Es fordert doch einige Überwindung bei solchen
Temperaturen aufzustehen. Schon um sieben Uhr bin ich mit dem Grießbrei fertig und bereit den Pass anzugehen. Ich finde es recht nett, dass man auf der Passstraße den schneebedeckten Gipfeln recht nahe kommt. Das Wetter ist auch wunderbar, der Himmel ist auf dieser Höhe wunderbar
dunkelblau, und die Sonne lässt einen über die 2 Grad Celsius wegkommen.



Rückblick 100 vom Pass entfernt


Passabfahrt

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